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Vor 150 Jahren wurde Heinrich Mann in Lübeck geboren. Als ältester Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie entwickelte er schon als Jugendlicher seinen rebellischen Geist. Gegen den väterlichen Willen trat er nicht dessen Nachfolge an, sondern setzte gegen alle Widerstände seinen Wunsch, Schriftsteller zu werden, konsequent um. Er sollte zu einem der bedeutendsten bürgerlichen kritischen Realisten werden.

 

Unvergessen und heute noch aktuell ist sein satirischer Roman „Der Untertan“. Darin übte er eine beißende Kritik am wilhelminischen Kaiserreich und am Militarismus und Imperialismus. Bis heute ist dieser Roman ein bedeutendes Werk gegen die faschistische Ideologie, nach der „am deutschen Wesen auch die Welt genesen“ sollte. Heute Abend um 20.15 Uhr strahlt 3sat die Verfilmung des "Untertan" aus. Der fortschrittliche antifaschistische Regisseur Wolfgang Staudte realisierte den Film 1951 in der DDR.

Aber Heinrich Mann nur auf den „Untertan“ zu reduzieren, wäre verkehrt. Bereits 1910 ging er in seinem Aufsatz „Geist und Macht“ mit deutschen Intellektuellen, vor allem mit seinen Schriftstellerkollegen, ins Gericht. Es war ihm ein Graus, sich wie viele von ihnen vom Volk abzusondern und das vermeintlich unpolitische Heraushalten aus der Politik als vorbildlich zu kultivieren. Er dagegen mischte sich in die Kämpfe seiner Zeit als aufrechter Demokrat und Antifaschist ein: 1918 während der Novemberrevolution als Mitarbeiter im „Politischen Rat geistiger Arbeiter“ Münchens. Als offensiver Publizist gegen reaktionäre Tendenzen in der Weimarer Republik. Und als entschiedener Kämpfer gegen den heraufziehenden Faschismus.

Gemeinsam mit Käthe Kollwitz unterzeichnete er mehrere Aufrufe zur Aktionseinheit von KPD und SPD gegen dessen Erstarken. Nach dem Machtantritt 1933 wurde er deshalb aus der Preußischen Dichterakademie ausgeschlossen und seine Bücher wurden verbrannt. Er musste ins französische Exil fliehen. Dort arbeitete er an den Vorbereitungen zur Bildung einer Volksfront gegen den Faschismus aktiv mit.

Seine offen bekundete Sympathie für die kommunistischen Ideale und den Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion unter Lenin und Stalin hat ihm die Bourgeoisie bis heute nicht verziehen. Sie versucht diese zu verschweigen oder zu verfälschen. Auf der ständigen Suche nach antikommunistisch Verwertbarem machte sie 2004 mit der Veröffentlichung von Manns Notizen aus den Jahren 1939 bis 1941 die darin enthaltene Verunsicherung Manns nach dem Nichtangriffspakt zwischen der Sowjetunion und Hitlerdeutschland zum Beweis für dessen „Läuterung“ zum Antikommunisten.

Heinrich Mann war und ist kein Kronzeuge für den Antikommunismus. Und er würde mit Sicherheit heute die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ unterstützen!