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Schon am ersten Kriegstag, am 24. Februar, verweigerten 60 Fallschirmjäger aus Pskow, die in Belarus stationiert waren, die Teilnahme am Krieg in der Ukraine. Die Einheit wurde daraufhin nach Pskow in Russland zurückbeordert und Teile der Gruppe wurden wegen „Fahnenflucht“ angeklagt. Die anderen wurden entlassen.

Das berichtete die russische Zeitung Pskowskaja Gubernija („Das Pskower Gouvernement“) am 7. April. Die Pskowskaja Gubernija und andere Quellen berichten über weitere Beispiele von Dienstverweigerung:

  • 300 Soldaten aus Südossetien haben sich geweigert, in der Ukraine zu kämpfen und sind nach Hause zurückgekehrt, so der ossetische Blogger Alik Pukhati. Die Rückkehr wurde vom ehemaligen Präsidenten der Republik, Eduard Kokoity, bestätigt. Der jetzige Präsident von Südossetien, Anatolij Bibilow, der sich gerade im Wahlkampf befindet und nach der Wahl Südossetien mit Russland vereinen will, wetterte: „Diejenigen, die jetzt versuchen, unsere Leute davon zu überzeugen, dass sie sich weigern sollen, an der Spezialoperation teilzunehmen, sind Lügner und Feinde.“
  • Am 25. Februar wurden in Krasnodar in Südrussland ein Zugführer der Bereitschaftspolizeikompanie, also der berüchtigten Innenministeriumstruppen, und elf seiner Untergebenen entlassen, weil sie sich weigerten, in die Ukraine zu gehen. Das berichtet die Menschenrechtsgruppe Agora und der Nachrichtendienst Kavkaz Realii.
  • Das Internet-Magazin aus Chakassien (Sibirien), Nowyj Fokus, berichtet von elf Mitgliedern der „Nationalgarde“, einer Art Bereitschaftspolizei, die nach den ersten Tagen des Krieges den Dienst verließen. Nachdem sie sich bei einem hochrangigen General beschwert hatten, wurden sie nach Hause geschickt, damit ihre Stimmung nicht weiter verbreitet wird. Sie wurden zu strengster Geheimhaltung verpflichtet.
  • Der Telegramm-Kanal Gratie berichtet, dass sich 80 russische Marinesoldaten nach ihrer Landung im Gebiet Cherson in der Südukraine geweigert haben, am Krieg teilzunehmen. Unter ihnen waren Wehrpflichtige, die nicht länger als ein Paar Monate gedient hatten, einige von ihnen hatten es noch nicht einmal geschafft, den Fahneneid abzulegen.
  • Am 28. März weigerten sich 58 Soldaten aus dem Kaliningrader Gebiet, als sie in Belgorod, unmittelbar an der Grenze zur Ukraine angekommen waren, in den Krieg zu ziehen. Das war, nachdem sie Berichte von zurückkehrenden Soldaten gehört hatten. Diese Meldung hat das russische Verteidigungsministerium weder bestätigt noch dementiert.

Wenn bei uns in den von Medien von bis zu 90 Prozent Zustimmung für den Ukraine-Krieg in Russland gesprochen wird, so zeigen die Beispiele, die ja nur die Spitze des Eisbergs des Widerwillens gegen den Krieg sind, und über die offiziell streng geschwiegen wird, dass die Zustimmung zu Putins Kriegspolitik weit angeschlagener ist, als in West und Ost zugegeben wird.

Über 5000 Lehrkräfte aus allen Regionen Russlands haben eine Petition der Initiative "Lehrkräfte gegen den Krieg" unterzeichnet - der größte Protest seit mehr als 30 Jahren unter den Lehrenden.
In der Petition hieß es: "der Krieg gegen die Ukraine ...ist nicht unser Krieg. Die Invasion auf das Territorium der Ukraine begann im Namen russischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, aber gegen unseren Willen. Wir sind Lehrkräfte und Gewalt widerspricht dem Wesen unseres Berufes. In der Hitze des Krieges sterben unsere Schülerinnen und Schüler. Krieg führt unvermeidlich zu einer Zuspitzung der sozialen Probleme unseres Landes. Wir unterstützen die Antikriegsproteste und fordern einen sofortigen Waffenstillstand."
Inzwischen musste die Petition von der Homepage genommen werden, weil das neue russische Mediengesetz Kritik am Krieg unter Strafe stellt. Den Unterzeichnern der Petition drohen Verfolgung und Entlassung. Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern erklärte: "Für euer mutiges Eintreten für den Frieden verdient ihr unseren Respekt, unsere Solidarität und unsere Unterstützung." Solidaritätsadressen an die Lehrkräfte in Russland können versendet werden an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Es ist wichtig, dass Frauen sowohl aus Russland wie aus der Ukraine zur Weltfrauenkonferenz nach Tunis (Tunesien) kommen, um sich auszutauschen und zu vereinen. Genauso ein Jahr später die Bergarbeiter beider Länder, wofür die Solidaritäts- und Hilfsorganisation Solidarität International zu Spenden aufruft.
 

Internationale Bergarbeiterkonferenz

Spendet für die Finanzierung von ukrainischen und russischen Bergarbeiter-Delegationen zur Internationalen Bergarbeiterkonferenz 2023:
Solidarität International e.V.; IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84;
Stichwort: IMC, russische und ukrainische Kumpel