Neulich beim Schichtwechsel: „Heute ist es ja sehr modern, jeden als rechts zu bezeichnen“, erklärt Kollege A. Bevor ich antworten kann, stimmt Kollegin B bereits zu: „Genau, kaum sprichst du vom ‚grünen Pack‘, schon bist du ein Nazi“.

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Jetzt bin ich allerdings wach. „Natürlich ist man nicht automatisch ein Nazi, wenn man die Grünen als ‚grünes Pack‘ bezeichnet“, antworte ich Kollegin B. „Aber warum sollte man sie denn ausgerechnet ‚grünes Pack‘ nennen“, bohre ich nach. Kollege A schlägt stattdessen vor, sie als „verdammte Kriegstreiber“ zu bezeichnen. Kollegin B äußert sich nicht weiter, ihre Schicht ist zu Ende.

Im Laufe des Tages kommen wir noch einmal auf das Thema zurück. Ich stimme zu, dass heute eine völlige Verwirrung erzeugt wird, was eigentlich rechts ist. Er wisse ja, dass auch die MLPD aus bestimmten Kreisen als antisemitisch attackiert wird, weil sie zwar die Hamas verurteilt, aber nicht den palästinensischen Befreiungskampf verteufelt. Trotzdem darf man jetzt nicht Kritik an Auffassungen relativieren, die aus der faschistoiden oder faschistischen Ecke kommen.

Ich befürworte gegenüber meinem Kollegen die Bezeichnung der Grünen als „Kriegstreiber“. Das nimmt zum einen Bezug auf die Führung der Grünen und ihre konkrete Politik.

Der Begriff „grünes Pack“ ist dagegen so indifferent, dass er die gesamte Partei und auch noch alle parteilosen Umweltschützer diffamiert. Klar ist nicht jeder ein Nazi, der vom ‚grünen Pack‘ spricht. Aber der Begriff kommt meines Erachtens schon aus der faschistischen Ecke. Die Faschisten werden ja zu Recht auch als braunes Pack bezeichnet. Während dieser Begriff für die faschistischen Mörderbanden durchaus treffend ist, ist es ihre billlige Retourkutsche keineswegs.

Kaum sind wir uns über die Ablehnung des Begriffs ‚grünes Pack‘ einig, beginnt die nächste Auseinandersetzung: zum Thema Umweltschutz. So hat mein Kollege erst einmal gar kein Problem, wenn der Umweltschutz attackiert wird. Er versteht darunter zunächst einmal die Politik der Grünen und der Regierung. Deren Politik ist aber eben kein Umweltschutz, sondern Abwälzung der Kosten auf die Massen und Sicherung der Maximalprofite der führenden Monopole. Deswegen darf man aber wirklichen Umweltschutz nicht verteufeln. Im Gegenteil ist er im Angesicht der begonnenen Umweltkatastrophe dringender denn je.

Ohne differenzierte und dialektische Behandlung der Wirklichkeit und Widersprüche ist es heute kaum mehr möglich, Klarheit in die gesellschaftliche Verwirrung zu tragen.