„Die Stoßstange“, Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Daimler-Werke in Deutschland, schreibt in einer Extraausgabe für Mannheim:

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Am 3. April, gab es eine Videokonferenz mit den Geschäftsführern von Trucks, den Führungskräften, dem Betriebsrat und den IG-Metall-Vertrauensleuten aus dem Trucks-Bereich. Allerdings ohne die Kollegen von Wörth. Die Wörther haben schon vorher erfahren, dass bei ihnen 1000 Leiharbeiter entlassen werden sollen; in Kassel sind es über 150, in Mannheim über 250.

Die Botschaft war: Es gibt einen drastischen Rückgang der Aufträge im LKW-Bereich. Es ist weniger Arbeit da, also braucht Daimler Trucks Einsparungen. Wo? Natürlich beim Personal! Maschinen und Hallen kann man ja nicht mal auf die Schnelle loswerden. Also sollen mal wieder die Kollegen mit Leiharbeitsverträgen dran glauben.

Erinnern wir uns: Im November letzten Jahres gab es große Unruhe, weil bis dahin völlig unklar war, was am Jahresende mit den Leiharbeitern passiert. So kurz vor Weihnachten in der Luft zu hängen, ist natürlich bitter. Dann kam die „Frohe Botschaft“: Ein guter Teil der Leiharbeiter wird übernommen. Die übrigen erhalten Verlängerungen bis Juli 2024. Alles ordentlich vereinbart. Großes Indianerehrenwort!

Jetzt sollen diese Zusagen nichts mehr wert sein. Die Lage hätte sich geändert. Darauf muss man reagieren.

Ein Kampfprogramm muss her!

Erstens: Keine Aufträge – da kann man nichts machen? Der Auftragsrückgang infolge der Wirtschaftskrise ist doch das berühmte „unternehmerische Risiko“. Warum soll das die Belegschaft ausbaden? Daimler Trucks macht ein Rekordjahr nach dem anderen. Dann gehen halt mal die Profite zurück und die Aktionäre machen mal etwas weniger. Was juckt uns das.

Zweitens: Wer sagt: „Erst die Stammbelegschaft schützen“, spaltet die Belegschaft. Hunderte Kollegen haben mal als Leiharbeiter angefangen und erinnern sich sicher daran, wie sie nach der relativen Sicherheit einer Festanstellung über das Ende der ewigen Ungewissheit erleichtert waren.

Drittens: Weniger Arbeit? Dann lasst uns doch die Arbeitszeit für alle verkürzen. Vorteil: Alle können weiter beschäftigt werden. Der Stress für jeden wird geringer. Aber wir brauchen dazu den vollen Lohnausgleich. Alles andere wäre Kurzarbeit ohne Kurzarbeitergeld. Kleiner Nachteil: Der Profit von Daimler Trucks wird geringer. Nicht unser Problem.

Viertens: Die Leiharbeiter machen an manchen Bändern die Hälfte der Belegschaft aus. Wie soll die Arbeit dann bewältigt werden?

Fünftens: Mal angenommen, die Leiharbeiter wären alle rausgeschmissen und die Auftragslage hätte sich nicht gebessert. Dann geht es der „Stammbelegschaft“ an den Kragen – mit Kurzarbeit und Entlassungen. Oder glaubt jemand, dass das Management dann sein Herz für die „lieben Mitarbeiter“ entdeckt und die Profitmacherei nicht mehr so wichtig ist?

Es macht also keinen Sinn, jetzt still zu halten und auf bessere Zeiten zu warten. Unsere Antwort muss die offensive Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich auf Kosten der Profite sein. Klar, dass wir so etwas nicht geschenkt bekommen. Auch die 35-Stunden-Woche musste hart erkämpft werden. Das war kein Spaziergang. Es gab Streiks und lange Aussperrung. Aber am Ende wurde das durchgekämpft. Der offensive Kampf der Lokomotivführer mit ihrer Gewerkschaft GDL hat gezeigt, was geht, wenn man hart bleibt.

Rücknahme der Entlassungen!

Kampf für die Festeinstellung aller Leiharbeiter!

Eine Belegschaft, eine Gewerkschaft, ein Betriebsrat, ein Kampf!